SPD Oberndorf

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SPD-Buntspecht: Krematoriumspläne fragwürdig

Veröffentlicht am 14.11.2014 in Fraktion

Mitglieder der Fraktion SPD/Buntspecht besichtigten das Schwenninger Krematorium. Foto: him

Schramberg (him) – Brauchen Schramberg und die Region ein weiteres Humankrematorium? Und wenn, wer sollte es betreiben und wo bauen? Mit dieser Fragestellung besuchte die Fraktion SPD/Buntspecht im Schramberger Gemeinderat laut Pressemitteilung das Krematorium der Technischen Dienste (TDVS) in Schwenningen.

Investor Stefan Schindler will neben seinem Tierkrematorium im Industriegebiet Hirtenwald auf dem Sulgen auch ein Humankrematorium errichten. Außerdem möchte Schindler eine Aussegnungshalle bauen. Er schätzt die Kosten für ein modernes Krematorium auf drei bis fünf Millionen Euro.

Im Ausschuss für Umwelt und Technik hatten sich die Ratsmitglieder Ende Juni mehrheitlich dafür ausgesprochen, einen Bebauungsplanentwurf Krematorium erarbeiten zu lassen. Gleichzeitig hatten mehrere Räte aber auch Bedenken wegen des Umfelds des möglichen Krematoriums geäußert.

Die Mitglieder der Fraktionsgemeinschaft SPD/Buntspecht wollten sich vor Ort informieren und besichtigten das Krematorium auf dem Schwenninger Waldfriedhof. Andreas Thomma, Geschäftsführer des Eigenbetriebs TDVS, und Roland Kleiser, der Leiter des Krematoriums, informierten die Schramberger über die Geschichte und den Betrieb der Einäscherungsanlage auf dem Schwenninger Waldfriedhof.

Schon 1909 hatte ein - damals als sehr fortschrittlich geltender - Feuerbestattungsverein erste Pläne für ein Krematorium entwickelt. Gebaut wurde es aber erst in den Jahren 1927 bis 28 nach einem Entwurf des damaligen Schwenninger Stadtbaurates Julius Feucht. In den Anfangsjahren gab es lediglich zehn bis 15 Einäscherungen pro Jahr, heute sind es etwa 2000, berichtet Roland Kleiser.

Wegen des Denkmalschutzes und technischer Neuerungen werde die Stadt Villingen-Schwenningen im kommenden Jahr ein neues Krematorium für etwa zwei Millionen Euro auf dem Waldfriedhofgelände errichten. Das alte Krematorium werde dann nur noch für die Trauerfeiern genutzt, so Thomma. Bei Einäscherungen von Auswärtigen werde die Halle nur selten von den Angehörigen genutzt. Meist brächten die Bestatter den Sarg und holten einige Tage später die Urnen wieder ab.

Kleiser und Thomma sind überzeugt, dass Krematorien auf Friedhöfen gebaut werden sollten. Zwar seien auch privat betriebene Krematorien inzwischen erlaubt, so Kleiser, aber aus Pietätsgründen und wegen zahlreicher rechtlicher Vorgaben sollten die Kommunen Träger sein. Das Schwenninger Krematorium werde von zwei zertifizierten Fachleuten betrieben.

Vor der Einäscherung sei eine ganze Reihe von bürokratischen Schritten zu absolvieren. Dazu gehöre eine zweite Leichenschau, aber auch fünf verschiedene Papiere, die bei der Stadt eingereicht werden müssen, damit das Bürgeramt schließlich die Einäscherung genehmigt. Das daure in der Regel etwa drei Tage. Der Fraktionsvorsitzende von SPD/Buntspecht Hans Jörg Fahrner fand es „verwerflich“,dass aus der Feuerbestattung ein Geschäft gemacht werde und lehnte ein privates Krematorium auch deshalb ab. Die TDVS, so Thomma,arbeiteten kostendeckend, wollten mit dem Krematorium aber „kein Geld verdienen.“ Die beiden Fachleute bezweifeln auch, ob es für ein privates Krematorium in Schramberg überhaupt einen Bedarf geben werde. Zwar steige die Zahl der Urnenbestattungen seit Jahren an, aber: „Es gibt keine Wartezeiten und wird es auch in Zukunft nicht geben.“

Die Einäscherungen erfolgten in aller Regel innerhalb einer Woche. eben Schwenningen verfügen auch Tuttlingen und Singen über eigene kommunale Krematorien. Bei Problemen in einer Anlage könnten die Bestatter auf die beiden anderen ausweichen. Mit dem Neubau werde die Zahl der Einäscherungen in Schwenningen sich auf etwa 4000 bis 4500 pro Jahr erhöhen lassen, ist Kleiser überzeugt. Ein privater Betreiber werde nur über den Preis mit den kommunalen Krematorien konkurrieren können: „Die sind als Discounter unterwegs“,so Kleiser, „und das geht nur über das Personal.“ Ein privater Anbieter werde weniger qualifizierte Mitarbeiter zu niedrigeren Löhnen beschäftigen, vermutet Thomma.

Und dennoch ist der TDVS-Chef überzeugt von seinem Konzept: „Wir sind für den Neubau in der Planungsphase, eine mögliche private Konkurrenz bereitet uns keine schlaflosen Nächte.“

 

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