SPD Oberndorf

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Armut hat viele Gesichter

Veröffentlicht am 15.11.2012 in Ortsverein

Diskutierten das Thema „Armut und Menschenwürde“: Mirko Witkowski (von links) und Roland Saurer. Foto: Neudeck

Schramberg. Jeder kennt die Beispiele, doch nicht jeder sieht was dahinter steckt: Die Freunde gehen zum Brunch, nur einer sagt immer wieder ab; die Clique geht ins Kino, doch immer wieder hat einer aus der Gruppe "keine Zeit" oder der Verein macht einen Ausflug und erneut sagt das gleiche Mitglied ab. Schrambergs SPD-Vorsitzender Mirko Witkowski beschrieb mehrere Beispiele, wie sich versteckte Armut auch in Schramberg immer wieder zeigt. Während alle anderen aus einer Gruppe sich die Freizeitaktivitäten problemlos leisten können, gibt es immer wieder Menschen, bei denen keiner darauf kommt, dass es hier um versteckte Armut geht.

Eine Armut, die gesellschaftliche Teilhabe verhindert und so auch die Würde des Menschen untergräbt. Eine Armut, die sich auf die Psyche des betroffenen Menschen auswirken kann, zu Kontaktarmut führt. Zur ökumenischen Friedensdekade 2012 veranstaltete der SPD-Ortsverein Schramberg, am vergangenen Samstag in der Braustube "Schraivogel" einen Vortrag mit dem Thema „Armut und Menschenwürde“. Referent war Roland Saurer von Pax Christi. Er kennt das Thema aus seiner langjährigen Berufstätigkeit.

Gleich zu Beginn mussten die Zuhörer im gut gefüllten Nebenraum der Braustube "Schraivogel" selbst aktiv werden. An einer Pinnwand wurde gesammelt, was sich jeder einzelne unter Armut vorstellt. Angesichts der Vielzahl an unterschiedlichen Nennungen wurde schnell klar, dass der Armutsbegriff sich nicht nur darauf reduzieren lässt, dass jemand kein Geld hat. Auch an Gefühlen, Sprache, Macht und anderen kann man arm sein.

Eine Zuhörerin unterstrich diese Feststellung mit einem Beispiel. Während ihrer Bafög-Zeit habe sie zwar wenig Geld gehabt, arm habe sie sich aber nie gefühlt. Sie habe stets eine Perspektive gehabt.

Roland Saurer erläuterte, dass man früher Armut nur materiell definierte. Aus staatlicher Sicht galt derjenige als arm, der weniger als die Hälfte des Durchschnittseinkommens verdiente. Heute hat man eine differenziertere Sicht auf Armut, sie ist vieldimensional. Roland Saurer ergänzte, dass eine reine Transferleistung von Geld alleine keine Antwort auf Armut sei. Auch Bildung, Kulturförderung, Infrastruktur, Kommunikationseinrichtungen und Jugendarbeit seien wichtig. Das alles darf nicht durch Sozialabbau gefährdet werden.

Von Seiten der Zuhörer wurde kritisiert, dass es in unserer Gesellschaft an Solidarität mangele. Das Ich stehe im Zentrum. Um Solidarität überhaupt erst finden zu können, sei es wichtig, dass arme Menschen eine Stimme bekämen, so Roland Saurer. Man müsse arme Menschen in einer Befähigungskampagne darin unterstützen, ihre Standpunkte zu finden und klarzumachen.
Abschließend zeigte Roland Saurer anhand einer Grafik des Statistischen Bundesamtes, dass die Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich sich immer mehr vertieft. Dem reichsten Zehntel der Haushalte in der Bundesrepublik gehörten 53 Prozent des Gesamtvermögens. Den unteren fünf Zehnteln gehörten lediglich ein Prozent davon.

SPD-Vorsitzender Mirko Witkowski machte deutlich, dass hier Gesellschaft und Politik gefordert sind: "Wir haben ein Verteilungsproblem. Wenn wir hier nicht ganz schnell gegensteuern, fliegt uns das in nicht allzu ferner Zukunft um die Ohren." Deutlich machte Witkowski, dass es hier aber nicht nur um die Bundes- oder Landespolitik gehe, sondern direkt vor Ort mit dem Engagement jedes Einzelnen beginne. Er verwies darauf, dass es von den Mehrheiten im Gemeinderat abhänge, wie Kinderkrippen, Kindergärten und Schulen ausgestattet sind. Auch bei schwierigen familiären Verhältnissen hätten die Kinder hier die Chance in eine erfolgreichere Zukunft zu starten, als das alleine das Elternhaus ermöglichen könne. Hierfür müssten aber die von der Stadt Schramberg getragenen Einrichtungen entsprechend ausgestattet werden.

 

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